Bedrohtes Paradies
Auf der Südhalbkugel, inmitten des Pazifiks, gelegen und 3,5 Flugstunden von Auckland entfernt zieht Rarotonga immer mehr Touristen an und wird mittlerweile nicht nur von Neuseeland, sondern auch einmal wöchentlich von den USA angeflogen.
Was vor 5 Jahren noch ein wenig bekanntes Ziel mit fast ausschließlich neuseeländischen und australischen Besuchern war, zieht jetzt immer mehr Urlauber aus der pazifischen Region an – mit allen Vor- und Nachteilen: Bei unserer ersten Reise hierher gab es nur wenige Flugverbindungen, allesamt zu ungünstigen Zeiten in einem recht überschaubaren Flieger. Jetzt flogen wir in einem Riesenvogel von AKL nach RAR zu einer angenehmen Zeit – nur das Gepäckband und die Zollbehörden sind dem Ansturm nicht mehr gewachsen.
Mussten wir uns vor einem halben Jahrzehnt noch selbst Gedanken machen, wie wir zu unserem Hotel kommen, steht nun eine Reihe von Shuttlebussen vor dem Terminalgebäude bereit.
Unser Hotel, das Pazific Resort, das wir entgegen unserer Gewohnheiten aufgrund der überzeugenden Leistung und Lage, wieder gewählt hatten, hat sich offensichtlich nicht verändert. Leider nur auf den ersten Blick! Die Hotelanlage ist schön und gepflegt wie eh, aber der wesentliche Grund für unsere Wahl, die Lage an der Muri-Lagoon, entpuppt sich als Trauerspiel. Ging man vor fünf Jahren ein paar wenige Schritte ins Meer, war man sofort von bunten Korallen und unterschiedlichsten Fischen umgeben. Alles in kristallklarem Wasser – ein Unterwasserparadies, in dem man den ganzen Tag Schnorcheln konnte.
Wie gesagt, vor fünf Jahren…
Jetzt gibt der Hotelangestellte an der Beach Hut, der u.a. Schnorchelequipment verleiht, unumwunden zu, dass es ihm peinlich sei, Gäste zum Schnorcheln zu bewegen. Bis fast zum Riff hin findet man nur noch schleimige Algen, abgestorbene Korallen und teilweise trübes Wasser, auch wenn an Land noch die gleiche Postkartenidylle besteht.
Meine erste Schnorcheltour endet in einer Mischung aus Entsetzen, Wut und Trauer. Nur noch in kleinen Teilen der Muri Lagune findet man lebende Korallen, auch wenn auch hier schon viele Arten verschunden sind.
Im Hotel ist bei vielen Abläufen mehr Professionalität eingezogen und auch die liebenswürdige Freundlichkeit ist einer professionellen Höflichkeit gewichen.
Die positive Seite des zugenommenen Tourismus sind die zusätzlichen Läden, Fahrzeugvermieter und Restaurants, die entstanden sind. Mittlerweile ist man nicht mehr nur auf die Angebote der Hotelanlagen und den öffentlichen Bus angewiesen, sondern man kann zu realistischen Preisen im Mini-Supermarkt Getränke kaufen oder in ein anderes Restaurant gehen. Annehmlichkeiten, die ein Mehr an Tourismus mit sich bringt.
In der Summe ist Rarotonga natürlich immer noch ein Südseeparadies mit tropischem Regenwald, traumhaften Stränden gepflegten Orten und einer noch sehenswerten Unterwasserwelt.
Nur sollten die Cook Islander nicht versäumen, schnellstens was für ihre Umwelt zu tun und den Tourismus in sinnvollen und verträglichen Bahnen zu behalten – anderenfalls lohnt sich eine Reise in weiteren fünf Jahren nicht mehr.