Angekommen in Indien

Ich bin wieder in Indien, das erste Mal seit ungefähr 20 Jahren. Ich war wirklich gespannt, was sich hier verändert hat, und in wie weit und krame in meinem Gedächtnis. Um es gleich zusammenzufassen:
Ich kann es nicht sagen. Zum einen trübt die verstrichene Zeit die Erinnerung, zum anderen bin ich jetzt im Süden   (Goa) und nicht im Norden in der Gegend  von Delhi, Jaipur und Agra. Diese Regionen unterschieden sich auch damals schon deutlich.

Das anarchisch wirkende Chaos auf den Straßen, die risikofreudige, wenn nicht rücksichtslose Fahrweise ist auf jeden Fall erhalten geblieben. War ich 1995 noch überrascht, dass sich mein, damals auch noch in Deutschland unübliches, Handy in Delhi sofort eingebucht hat, überrascht mich daher heute die gute Netzabdeckung, selbst am Strand, nicht.

Der erste persönliche Kontakt mit Indern ruft mir auch wieder die alten Emotionen in den Sinn:
Auch vor zwanzig Jahren erschien mir die Mehrzahl der Inder als eher reserviert, keinesfalls herzlich und nur bedingt freundlich. Höflichkeit ist das Maximum. Lediglich beim Anblick unserer Kinder huscht „dem Inder“ ein kurzes Lächeln über die Lippen, aber auf ein freundliches Lachen wartet man auch hier vergebens. Hatte ich den persönlichen Umgang bein ersten Mal auf die Region, die extreme Armut und die besonders schwierigen Lebensumstände zurückgeführt, vermute ich jetzt eher die indische Mentalität als Ursache.

Als ich die ersten alten Geldscheine in den Händen halte fallen mir gleich wieder die unregelmäßigen Löcher darin auf, über deren Ursache ich mich bei meinem letzten Aufenthalt anfangs gewundert hatte. Sie entstehen dadurch, dass Rupienbündel nicht durch eine Bandarole, wie bei uns, zusammengehalten werden, sondern mit großen Nadeln oder Drähten durchbohrt und damit zusammengeheftet werden.

Im Übrigen gestaltet sich die Bargeldversorgung etwas schwierig: ATMs (Geldautomaten) sind rar und findet man einen, bekommt man derzeit nur maximal 2000 Rupien (etwa 30€) statt der normalen Höchstgrenze von 10000₹ . 2000₹ reichen jedoch gerade mal aus, um mit einer vierköpfigen Familie zwei Mal gut Essen zu gehen. Eine Flasche Wasser kostet 40₹.