Schule im digitalen Krisenmodus
Die Schulen in Deutschland sind alle geschlossen, jetzt bereits seit einer Woche. Deutschland verbietet seinen Bürgern die Ausreise, Bayern hat seine Bürger weitgehend zuhause eingesperrt.
Soweit die aktuelle Situation, die wohl bis auf Weiteres so bleiben wird.
Es sind aber keine Ferien und es sollen auch keine Ferien werden, der Gedanke den Unterricht zuhause weiterzuführen entspringt der Idee durch diesen Versuch eventuell die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen.
Ein Versuch der die Eltern nicht nur vor organisatorische Herausforderungen stellt, sondern ihnen auch noch einiges abverlangt was die Durchführung eines angemessenen Unterrichts zuhause betrifft.
So kamen meine Kinder am letzten Schultag vor der Schließung mit einem chaotischen Stapel an Arbeitsblättern nach Hause, dazu einen fotokopierten Elternbrief, was in den nächsten drei Wochen bearbeitet werden soll.
„Toll, armes Deutschland“ war mein erster Gedanke, nachdem ich schon Tage davor im Fernsehen Berichte aus anderen Ländern gesehen habe, die früher reagiert hatten.
Früher reagiert, bezüglich der Schließung von Schulen aber auch was die Ausstattung der Schulen und die Modernisierung des Unterrichts betrifft.
Von Onlineunterricht als Videokonferenz war die Rede, oder zumindest von computergestützem Lernen im Unterricht auf Tabletcomputern, die im aktuellen Krisenfall jetzt einfach mit nach Hause genommen wurden.
Dass Deutschland im Vergleich zu anderen Industrieländern hinterherhinkt, was Netzinfrastruktur, Gebühren, digitale Dienstleistungen und elektronische Erreichbarkeit von Behörden betrifft, ist seit langem Thema in der öffentlichen Diskussion – geändert hat sich trotzdem gefühlt recht wenig.
Das war meine Meinung und bestärkt wurde sie durch den Stapel an unstrukturierten Zetteln, von einer Lehrerin, die schon darum gebeten hat, von Mails abzusehen, weil sie die nicht lesen oder beantworten könne oder wolle.
Wie es sich in dieser Situation so ergibt, tauscht man sich mit Eltern aus, die Schulkinder im ähnlichen Alter an anderen Schulen in München haben und ist überrascht:
Nur ein paar Kilometer weiter in München an einer andern Grundschule strukturiert die Lehrerin den Stoff in lerngerechte Häppchen und mailt diesen den Eltern regelmäßig, steht sogar für Rückfragen zur Verfügung, ja Umgang mit Mail bekannt.
Ein Telefonat mit einem Freund in Köln lässt meine Anerkennung für das Schulsystem in NRW sprunghaft ansteigen: Seine Tochter hat schlicht ihr Schultablet heim gebracht, der Unterricht geht damit in ähnlicher Form weiter. Ich stelle mir die Frage, warum dort und nicht in Bayern?
Dass es auch in Bayern geht, erfahre ich kurz darauf: An anderen Schulen in der Nähe sind entsprechende Computer schon lange Bestandteil des Unterrichts, und sogar über eine fast normale Unterrichtsgestaltung via Videokonferenz können Bekannte berichten.
Die Fragezeichen sind für mich nicht kleiner geworden aufgrund dieser Informationen, aber andere:
Ist es einfach Glückssache welche Unterstützung man von der Schule erhält, je nach dem, in welchem Schulsprengel man lebt? Ist es in der Verantwortung der Lehrer, oder der Schulleitung wie welche Schule agiert? Oder werden Schulen vom Kultusministerium unterschiedlich gefördert und mit Geld ausgestattet?
Bitter ist, dass erst eine Katastrophe nötig ist, um solche Missstände aufzudecken, zumal eben diese Katastrophe verhindern wird an den Fehlern in absehbarer Zeit etwas zu ändern: Derzeit sind tatsächlich keine geeigneten Geräte mehr auf dem Markt erhältlich, und bis sie wieder verfügbar sind, wird das nachfolgende wirtschaftliche Desaster alle Staatsmittel langfristig anderweitig binden.